Ende September organisierte der Verband Medien mit Zukunft (VMZ) gemeinsam mit Google Schweiz einen Austausch zum Einsatz von KI-Tools im Journalismus. Expert:innen wie Susan Boos vom Schweizer Presserat und Technologie-Spezialist:innen von Liip und Google teilten ihre Erkenntnisse und gaben praxisnahe Einblicke. Dafür fanden über 30 Medienvertreter:innen den Weg in die Europaallee in Zürich.
Susan Boos eröffnete den Nachmittag mit einer Vorstellung des Leitfadens des Presserats zur Nutzung von KI-Tools im Journalismus und berichtete dabei von problematischen sowie grenzwertigen Fällen. Sie betonte die immense Bedeutung von Transparenz gegenüber den Leser:innen beim Einsatz dieser Technologien. Zudem wies sie darauf hin, dass keine vertraulichen, persönlichen oder sensiblen Daten in KI-Programme eingegeben werden dürfen. Trotz des Einsatzes von KI-Tools müsse die journalistische Arbeitsweise dieselbe bleiben – orientiert an der Suche nach der Wahrheit und im korrekten Umgang mit Quellen, wie es auch im Leitfaden des Presserats festgehalten ist.
Die Technologieexpert:innen Stephanie Grubenmann und Stefan Huber von der Agentur Liip erläuterten die Funktionsweise von KI-Tools und deren Potenziale im Journalismus. Sie erklärten, wie KI-Chatbots aufgebaut sind, gaben einen Überblick über kommerzielle und offene KI-Modelle und referierten über deren Einsatz in den Bereichen «Ideenfindung/Themensetzung», «Recherche», «Produktion», «Publikation» und «Interaktion». Zum Beispiel könnten sie beim Korrekturlesen oder in der Anpassung eines Textes an das Sprachniveau der Leser:innen sehr nützlich sein. Ihr Fazit zur Anwendung der Tools lautete: «Es braucht eine kritische Offenheit.» Es sei entscheidend, dass Journalist:innen sich die nötigen Kompetenzen in einem sicheren Umfeld aneignen, in dem sie Verantwortung übernehmen.
Luisa Magdalena Fernau stellte als GNI Teaching Fellow bei Google das «Journalist Studio» vor, das eine Reihe von auf KI-Technologie basierenden Programmen für den journalistischen Alltag bietet. Dazu zählen unter anderem «Pinpoint», ein Tool zur Vereinfachung von Recherchen mit umfangreichen Datenmengen, sowie der «Fact Checking Explorer», der bei der Verifizierung von Nachrichten auf sozialen Medien unterstützt. Fernau betonte, dass die Daten je nach Bedarf geschützt werden können und viele dieser Tools kostenlos verfügbar sind.
Der Event bei Google war der Teil der Austauschreihe «Hilfe zur Selbsthilfe», welche der VMZ gemeinsam mit We.Publish organisiert: Für Vertreter:innen unabhängiger Medien organisieren wir monatliche Veranstaltungen in Form von Remote-Inputs, Workshops oder Podien. Dabei sind es oft die Teilnehmenden selbst, die von ihrem Alltag berichten und Best-Practices-Beispiele zeigen. Die Teilnahme ist kostenlos, finanziert wird die Reihe von der Stiftung Mercator Schweiz.