Neues Austauschformat als «Hilfe zur Selbsthilfe» für konzernunabhängige Medien

Die Medienkrise trifft besonders die kleinen, konzernunabhängigen Verlage. Während die Politik zögert, möchte eine breite Allianz diesen Verlagen Hand bieten: Mit einer neuen offenen Veranstaltungsreihe zu Themen, welche die Medien umtreiben, soll Kooperation in der Branche gefördert und «Hilfe zur Selbsthilfe» angeregt werden. 

Eine Allianz zwischen dem Verband Medien mit Zukunft (VMZ), dem Netzwerk We.Publish und den Medienexpert:innen Stephanie Grubenmann und Konrad Weber wird mit der Unterstützung der Stiftung Mercator Schweiz auf Anfang 2024 ein neues Austauschformat lancieren. In regelmässigen Abständen wollen wir in grossen Runden darüber reden, was die Verlage und Redaktionen aktuell beschäftigt: Einen Weg aus der Krise zu finden. 

Das ist bitter nötig, denn die Schweizer Medien befinden sich seit geraumer Zeit in finanziellen Schwierigkeiten. Die Werbeeinnahmen brechen weg, die Zahlungsbereitschaft sinkt, das Nutzer:innenverhalten ändert sich. In der von Mercator mandatierten Studie «Explorative Analyse: Unterstützung für den Schweizer Lokaljournalismus» (2022) haben Grubenmann und Weber festgestellt, dass unter kleinen, unabhängigen Verlagen im Schweizer Lokaljournalismus zu wenig Austausch stattfindet. Sie bewegen sich vor allem in den bestehenden Communities, womit Erfahrungswissen zu wenig über die Mediengattungsgrenzen hinweg fliesst. Hier möchten wir mit der Veranstaltungsreihe ansetzen und Kooperation innerhalb der Branche fördern. Ziel ist die «Hilfe zur Selbsthilfe». 

Dabei geht es um den Austausch zu Best Practices und die Weiterentwicklung und Adaption auf den jeweiligen Kontext des Medienbetriebs. Angedacht sind Vorträge, Workshops und Podien – remote und vor Ort. Zentral ist, dass nicht nur eingeladene Expert:innen dozieren, sondern die Verlage und Redaktionen miteinander zu vielfältigen Themen ins Gespräch kommen und vom gegenseitigen Wissen profitieren. Das könnte sein: Welche Finanzierungsstrategien funktionieren? Wie lassen sich mehr Abonnent:innen gewinnen? Was tun bei einer SLAPP-Klage? Braucht die Branche einen GAV? Wie erstellt man einen guten Stiftungsantrag?

Zielgruppe dieser Veranstaltungsreihe sind Verleger:innen und Redaktor:innen von kleinen, konzernunabhängigen Medien. In diesen Unternehmen fallen journalistische Arbeit, Verlagsaufgaben und Marketing oft  zusammen und werden von kleinen Teams übernommen. 

Wie das Format genau aussehen soll und was behandelt wird, wollen wir gemeinsam erörtern – an einer offenen Kickoff-Veranstaltung am 22. Januar 2024. Zusammen wollen wir diskutieren, was dringend ist, wo es Handlungsbedarf gibt, welche Expert:innen ihr Wissen teilen sollen und was den Medien in dieser Krisenzeit helfen könnte.

Camille Roseau, Co-Präsidentin VMZ: «Natürlich werden sich nicht alle Probleme der Branche plötzlich in Luft auflösen, doch wollen wir einen ersten Ansatz zur Zusammenarbeit bieten. Von der Politik ist in absehbarer Zukunft keine grosse Hilfe für die kleinen Medien zu erwarten. Die von uns angesprochenen Medien sind jedoch zu relevant für die Demokratie, um ihrem unter Umständen traurigen Einzelschicksal überlassen zu werden. Wir wenden uns dabei nicht nur an unsere 30 Mitglieder, sondern haben auch für alle anderen kleinen Schweizer Medien eine offene Tür.»

Stephanie Grubenmann, Medienexpertin: «Unsere Studie hat gezeigt, dass die Erfahrungen, welche unabhängige Verlage im Lokaljournalismus machen, jeweils in den Silos der jeweiligen Profile bleiben. Das Austauschformat soll hier Abhilfe schaffen: Wissen soll einfacher über Profilgrenzen hinweg fliessen. Diese Idee ist bahnbrechend: ein ähnliches Austauschformat hat es in der Schweiz bis heute noch nicht gegeben.»  

Nina Graf, Mitglied Geschäftsleitung We.Publish: «Die bisherige Arbeit des Netzwerks We.Publish hat gezeigt, dass Zusammenarbeit für die Branche von grossem Nutzen ist. Es braucht nun dringend ein Umdenken. Unsere Infrastruktur mit monatlichen Remote-Treffen, wo Medienschaffende Wissen teilen sowie von Expert:innen-Wissen profitieren können, bietet einen wertvollen Startpunkt für das neue Austauschformat.» 

Die Veranstalter:innen hoffen auf möglichst viele Interessent:innen. Die Teilnahme ist kostenlos.
Bei Fragen erreichen Sie die Co-Präsident:in des VMZ Camille Roseau unter 044 448 14 54 sowie camille.roseau@medienmitzukunft.org.