Kategorie: Allgemein

  • Verlagsaustausch am 5. Mai: Sichtbarkeit im «Zero Click Internet»

    KI-Dienste wie ChatGPT und neue Google-Funktionen beantworten Fragen immer häufiger direkt – ohne die Suchenden auf die passenden Links zu verweisen. Diese Entwicklung nennt sich «Zero Click Internet». Suchmaschine und Large Language Models schreiben bei der Presse ab, machen aber immer weniger sichtbar, woher diese Informationen stammen. Für Medien verheisst das auf den ersten Blick nichts Gutes: weniger Reichweite führt zu weniger Werbeeinnahmen und weniger Leser:innen. Wie also bleiben Medien sichtbar, wenn Internet-Suchen sie kaum aufzeigen?

    Dieser Frage wollen wir gemeinsam mit Euch und zwei hochkarätigen Referenten auf den Grund gehen. Im Rahmen unserer Austauschreihe «Hilfe zur Selbsthilfe», die wir mit We.Publish organisieren und die von Mercator Foundation Switzerland unterstützt wird, laden wir zu aufschlussreichen Vorträgen und angeregten Diskussionen ein. Der Event findet am 5. Mai um 15 Uhr bis 18 Uhr an der HWZ Zürich statt (Europaallee).

    Unser erster Referent Matthias Zehnder – Medienexperte, Publizist und Verleger des Medienmagazins Edito – hat schon ausführlich über das «Zero Click Internet» berichtet. Er zeigt, wie sich die Medienlandschaft verändern könnte, wenn KI-gestützte Antworten die klassischen Suchergebnisse verdrängen. Sein Blick richtet sich nicht nur auf die Medienbranche, sondern auch auf die Gesellschaft: Wenn Plattformen entscheiden, welche Informationen sichtbar sind, übernehmen sie die Rolle der Gatekeeper. So beeinflussen sie, welche Informationen sichtbar werden – und welche nicht. Doch trotz bedrohlicher Lage sieht Matthias Zehnder keinen Grund, das Handtuch zu schmeissen. In seinem Referat wird er Ideen präsentieren, wie sich die Medien aus der Abhängigkeit von Suchmaschinen befreien können und die Aufmerksamkeit als zentrale Ressource ersetzen können.

    Moritz Friess, Mitinhaber der Kommunikationsagentur Feinheit, zeigt, warum genau jetzt der Moment ist, auf etwas zu setzen, das keine Plattform je vollständig simulieren kann: echte Beziehungen. Er argumentiert, dass nicht Organisationen, sondern Menschen Vertrauen schaffen – und dass Creator:innen, persönliche Auftritte und langfristige Inhalte weit mehr Reichweite erzeugen können als SEO-Optimierung. Angesichts des «Zero Click Internets» ist es Zeit für neue Strategien: hin zu neuen Skills, mutigen Persönlichkeiten und einer Kommunikation, die Nähe wirklich meint. Denn Sichtbarkeit entsteht nicht durch Marken-Handbuch-Treue, sondern durch Menschen, die sichtbar werden – und berühren.

    Wer sich dafür interessiert, darf sich gerne bei per Mail bei Anahí Frank anmelden.Wir freuen uns auf eure Teilnahme, spannende Inputs und angeregte Diskussionen.

  • Wie kleine Medien grosse Journalist:innen ausbilden

    Wie kleine Medien grosse Journalist:innen ausbilden

    Immer wieder wird der Ruf nach mehr journalistischem Nachwuchs laut, doch wie kann man junge Menschen für den Journalismus begeistern? Dieser Frage sind wir am 20. Januar im Rahmen unseres Austauschformats «Hilfe zur Selbsthilfe» nachgegangen. Dafür haben drei Expert:innen auf diesem Gebiet ihr Wissen und ihre Erfahrungen mit uns geteilt: Claudia Schlup ist Studienleiterin am MAZ und hat uns einen Überblick über die verschiedene Ausbildungsmodelle geboten. Wie die Ausbildung im Redaktionsalltag funktioniert, konnte uns WOZ-Redakteurin Silvia Süess berichten. Und Gina Bachmann, Co-Präsidentin des Vereins Junge Journalistinnen und Journalisten, berichtete, was sich Nachwuchsjournalist:innen wirklich wünschen.

    Praktika systematisieren

    Silvia Süess erzählte, wie sich die Praktika auf der WOZ in den letzten Jahren verändert haben: «Die WOZ hatte früher dreimonatige Praktika – was sich als zu kurz entpuppte. Ausserdem hatten wir kein systematisiertes Bewerbungsverfahren und bekamen über verschiedene Ecken Anfragen. Oft sagte man dann jenen Leuten zu, die man irgendwie kannte. 2015 wurden die Stages auf der WOZ deshalb systematisiert, unter anderem, weil wir Fairness schaffen wollten. Drei Stagiaires werden in einem formalisierten Bewerbungsprozess ausgewählt und arbeiten gleichzeitig während eines halben Jahres, in dem sie zusätzlich von internen Mitarbeitenden ausgebildet werden. Dabei arbeiten die Stagiaires in drei unterschiedlichen Ressorts: Inland, Ausland und Kultur. Die Stagiaires sind zu 80 Prozent angestellt und verdienen jeweils die Hälfte unseres Einheitslohns.»

    Seit 2019 hätte die WOZ das Weiterbildungsprogramm sowie die Betreuung erweitert, sagte Süess weiter: «Ein erfahrener Kollege hatte dafür die Leitung übernommen und auch die meisten Kurse selber gegeben. Doch wir hatten gemerkt, dass es besser ist, wenn das Wissen nicht nur von einer Person vermittelt wird, sondern von möglichst vielen, was nun der Fall ist.  Zudem war die Aufteilung auf einen Kurs im Monat ungünstig, weil so gewisse Kurse erst am Schluss des Praktikums an der Reihe waren. Der Recherchekurs zum Beispiel ist zu Beginn des Stages deutlich effektiver als gegen Ende.»

    Der Betreuungsaufwand sei zwar individuell unterschiedlich, dürfe aber nicht unterschätzt werden, gab Süess zu bedenken. In der WOZ werden die Stagiaires nicht nur von redaktionellen Götts und Gottis betreut, sondern auch von Silvia Süess selbst. In regelmässigen Treffen besprechen sie das Arbeitsleben auch jenseits der Textproduktion. Viele der Stagiaires hätten sich zusätzlich einen Kurs gewünscht, der die Grundlagen der WOZ und der Zeitungsproduktion vorstellt. Doch alle Abläufe zu vermitteln, sei recht schwer, da kaum etwas schriftlich festgehalten sei. Nicht ganz einfach sei es auch, mit der Ambivalenz umzugehen, dass es im Journalismus nicht genügend Stellen für alle gäbe.

    Doch nicht nur die Stagiaires lernen dazu, auch die Redaktionen können vom Austausch profitieren, meint Süess: «Von Seiten der WOZ her ist die Arbeit mit den Stagiaires allgemein sehr positiv. Sie bringen einen jüngeren Blick rein, haben einen Blick auf Themen, die wir nicht sehen, und sorgen oft für einen frischen Wind. Und viele unserer Stagiaires sind dem Journalismus und der WOZ erhalten geblieben, was uns sehr freut.»

    Junge Journalist:innen brauchen Wertschätzung

    Gina Bachmann ist bei der mittlerweile eingestellten Luzerner Lokalzeitung «Die Heimat» in den Journalismus eingestiegen und arbeitet heute als Redakteurin bei der NZZ am Sonntag und als Co-Präsidentin des Vereins Junge Journalistinnen und Journalisten. Sie sieht ihren Werdegang als repräsentativ für Jungjournalist:innen: «Etwa 80% der Journalist:innen haben im lokalen Bereich angefangen», sagt Bachmann.

    Um potenzielle Nachwuchs-Journalist:innen zu finden, empfiehlt die Co-Präsidentin Infotage an den Journalismus-Ausbildungseinrichtungen, Schulbesuche und geschickt platzierte Inserate. «Ich will den journalistischen Nachwuchs trotz Medienkrise im Journalismus halten», erklärt Bachmann ihre Motivation. In diesem Sinne organisieren die Jungen Journalistinnen und Journalisten Schweiz im Herbst ein dreitägiges Medienfestival mit einer «Wandelhalle», wo Medien und Verbände Stände mieten könnten, um mit den jungen Menschen in Kontakt zu kommen.

    Doch wie könnten die Medien die gewonnenen Jungjournalist:innen bei sich halten? Bachmann verweist auf mehrere wichtige Punkte: Erstens müssten die jungen Menschen wertgeschätzt werden. Es stimme nicht, dass die junge Generation weniger arbeite als die vorherigen. Stattdessen hätten sie eine unterschiedliche Arbeitsweise, die auch Akzeptanz verdiene. Zweitens sei ihnen eine gute Feedbackkultur sehr wichtig. Sorgfältiges Redigieren sei Gold wert beim Lernen und könnte beispielsweise an einem fixen Tag regelmässig durchgeführt werden. Drittens sei auch der Lohn im Praktikum oder Volontariat relevant. Idealerweise sollte man sich davon ein WG-Zimmer und einen einfachen Lebensstil leisten können. Und falls das nicht möglich sei, wären auch kreative Lösungen denkbar wie MAZ-Kurse während der Arbeitszeit oder bezahlte Weiterbildungen. Viertens, meint Bachmann, sollten die Jüngeren aktiv in die Redaktion eingebunden werden, um Einsamkeit im Arbeitsalltag zu vermeiden. Dabei könnten auch Co-Produktionen helfen. Und schliesslich sollte man dem Nachwuchs den Berufsstolz vermitteln und intern nach Anschlusslösungen suchen. «Bei der Vernetzung können auch der Verband Medien mit Zukunft und WePublish helfen», sagt Bachmann.

    Durch enge Begleitung punkten

    Als Studienleiterin am MAZ kennt Claudia Schlup die Ausbildung von jungen Journalist:innen aus einer anderen Perspektive. Sie beobachtet, dass jüngere Leute ihren Arbeitsplatz sehr bedacht aussuchen: «Jüngere Leute wollen nicht unbedingt in den Medien arbeiten, sondern bei einem Medium, das ihre Werte vertritt.»

    Ähnlich wie Bachmann glaubt auch Schlup, dass für Nachwuchs-Journalist:innen Lernmöglichkeiten und Wertschätzung suchen: «Genaues und detailliertes Feedback kann enorm motivierend sein. Und durch enge Begleitung, zum Beispiel durch ein Gotte- / Götti-System, können gerade kleine Verlage punkten. Idealerweise ist die Vertrauensperson dabei allerdings nicht die oder der Vorgesetzte.» Für eine gute Lernumgebung könne auch ein gemeinsam erstellter Ausbildungsplan und eine gute Mischung aus eng strukturierten und freieren Aufträgen sinnvoll sein, fügt Schlup hinzu.

    Wenig sinnvoll findet Schlup hingegen Verträge, die Auszubildende an einen Arbeitsplatz festhalten. «Wenn ein:e Praktikant:in gehen will, weil zum Beispiel ein Grossverlag winkt, geht er oder sie auch und kauft sich wenn nötig frei. Da ist es wenig sinnvoll, das Bleiben zu erzwingen», so Schlup. Doch was ist, wenn ein:e Praktikant:in beim Verlag bleiben will? Hier findet es die Studienleiterin wichtig, die Praktikant:innen schnell und klar darüber zu informieren, ob eine Stelle frei ist oder nicht. Und auch über den allgemeinen Zustand in der Medienbranche sollte man die junge Journalist:innnen aufklären. Dabei kann auch die redaktionelle Durchmischung helfen, die auch schon Bachmann gewünscht hat. «Praktikant:innen brauchen ältere Vorbilder, die institutionelles Wissen mit ihnen teilen und erklären, wohin sich die Branche entwickelt.» Doch auch die journalistische Leidenschaft können etablierte Kolleg:innen weitergeben: «Zuversicht und Begeisterung zu wecken, ist eine grosse Aufgabe», so Schlup.

  • Gerechte Regulierung von KI für den Journalismus

    Gerechte Regulierung von KI für den Journalismus

    Fairness, Forschung und Digitale Souveränität: Warum wir eine gerechte Regulierung von KI für den Journalismus brauchen

    Die zunehmende Integration von KI verändert die Medienlandschaft fundamental. Medienschaffende produzieren Inhalte, die als Trainingsdaten für KI-Modelle dienen – während dieselben Systeme wiederum die Verbreitung, Produktion und den Konsum journalistischer Inhalte beeinflussen.

    Wir sind überzeugt: Es braucht eine politische Antwort, um Innovation zu fördern, digitale Souveränität zu stärken und gleichzeitig die Interessen von Medienschaffenden zu wahren. 

    Vergütungsanspruch für Trainingsdaten: Anpassung des Urheberrechts (URG), um Schweizer Inhalte fair zu entlohnen.

    Mehr Ressourcen für Forschung & Monitoring: Bessere Datenlage und gezielte Massnahmen gegen Desinformation.

    Ein offenes Schweizer LLM für den Journalismus: Einbindung journalistischer Bedürfnisse in die Entwicklung einer Schweizer KI-Infrastruktur.

    Diese Position ist eine Zusammenarbeit von CH++, VMZ und Media Forti. 

    Positionspapier zum Download

  • Ständerat verpasst Chance für zukunftsorientierte Medienförderung

    Ständerat verpasst Chance für zukunftsorientierte Medienförderung

    Der Ständerat verpasst die Chance für eine zukunftsorientierte Medienförderung – ein Skandal.

    Der Ständerat hat heute die Motion der KVF-N abgelehnt, die eine kanalunabhängige und zukunftsgerichtete Förderung von Onlinemedien ermöglicht hätte. Dieses Votum ist nicht weniger als eine Realitätsverweigerung.

    Für den VMZ ist klar: Die Ablehnung dieser Motion bedeutet einen Rückschritt für die demokratische Meinungsbildung. Online-Medien sind längst unverzichtbar. Angesichts zunehmender Fake News und einer immer weiter verbreiteten Informationsarmut sind digitale Akteure essenziell, um eine fundierte öffentliche Diskussion in allen Regionen sicherzustellen. Ohne sie droht die demokratische Meinungsbildung vielerorts zu erodieren. Ein jüngeres Publikum, das fast ausschliesslich online erreicht werden kann, wird dadurch weiter ausgegrenzt. Nicht nur die Medien- auch die Stiftungslandschaft hat das erkannt. Nur nicht der Ständerat.

    Statt die Weichen für eine moderne Medienförderung zu stellen, hat sich er sich für den Ausbau der indirekten Presseförderung sowie die unveränderte Förderung von Mitgliedschafts- und Stiftungspressen entschieden. Davon profitieren auch unsere Mitglieder. Dennoch: Diese Entscheidung ist strategisch kurzsichtig. Es braucht endlich eine grundlegende Neugestaltung der Medienförderung – nicht die Fortsetzung eines anachronistischen Systems.

    Dafür setzt sich der VMZ ein. Jetzt Mitglied werden! –> Mail an die Geschäftsstelle

  • Neue Ideen für die Schweizer Medienpolitik

    Neue Ideen für die Schweizer Medienpolitik

    Am 28. Oktober organisierte der Verband der Medienzukunft (VMZ) eine offene Diskussionsrunde zur aktuellen medienpolitischen Situation. Nach Inputs von Dennis Bühler (Journalist bei der «Republik» und Vorstandsmitglied des VMZ) und Olga Baranova (CH++ und Deligierte VMZ Medienpolitik) wurden zahlreiche kreative und vielversprechende Vorschläge zur Förderung und Regulierung des Medienmarktes eingebracht und besprochen. Hier eine Zusammenfassung der wichtigsten Ideen und Anregungen.

    1. Vektorneutrale Förderung

    Alle Teilnehmenden waren sich einig: Die Medienlandschaft benötigt eine langfristige, kanalunabhängige Förderung, die alle Medienformen – Print, TV, Radio und insbesondere Online-Medien – gleichermassen unterstützt. Während traditionelle Medien von öffentlicher Förderung profitieren, stehen viele digitale Formate bislang ohne finanzielle Unterstützung da, was die mediale Vielfalt gefährdet. Eine vektorneutrale Förderung könnte gezielt den Lokaljournalismus stärken und so zur Erhaltung eines pluralistischen Informationsangebots beitragen. Dies ist klar das langfristige Ziel.

    2. Kommunale und kantonale Medienförderung

    Mittelfristig soll über die Einführung einer städtischen und kantonalen Medienförderung nachgedacht werden. Solche Programme könnten lokal ansässige Medien unterstützen, insbesondere in Regionen, in denen durch Sparmassnahmen die mediale Berichterstattung stark eingeschränkt ist. Städtische und kantonale Fördermittel könnten gezielt kleine, regionale Anbieter stärken und zu einer besseren Berichterstattung vor Ort beitragen.

    3. Einrichtung eines staatlichen Fonds mit unabhängiger Verwaltung

    Ein weiterer Vorschlag war die Schaffung eines staatlichen Medienfonds, der durch eine unabhängige Kommission verwaltet wird. Die Fördermittel könnten nach dem «Pay-Per-Publication»-Prinzip vergeben werden, das heisst, für veröffentlichte Beiträge könnten Medienunternehmen nachträglich finanziell unterstützt werden. Durch die unabhängige Verwaltung würde sichergestellt, dass die Mittel neutral und bedarfsgerecht verteilt werden, was besonders kleineren Medienhäusern zugutekommen könnte.

    4. Förderung der Gemeinnützigkeit im Journalismus

    Um eine grössere finanzielle Unabhängigkeit und geringeren wirtschaftlichen Druck zu erreichen, wurde die Förderung gemeinnütziger Strukturen im Journalismus diskutiert. Dies könnte Medienunternehmen steuerliche Vorteile bringen und es ihnen erleichtern, sich auf Spenden und Fördermittel von Privatpersonen, Stiftungen oder öffentlichen Institutionen zu stützen. Der Zugang zu diesen Geldern bleibt jedoch eine Herausforderung, und es bedarf gezielter Anreize, um gemeinnützigen Journalismus zu stärken.

    5. Beiträge von Telekommunikationsanbietern einfordern

    Ein weiterer innovativer Vorschlag ist die Einführung einer Abgabe für Telekommunikationsunternehmen wie Salt und Sunrise, die von den journalistischen Angeboten der Medien profitieren, wenn sie Internetabonnements verkaufen. Dies ist inspiriert von Regelungen wie der «Lex Netflix», die ähnliche Abgaben von Streaming-Anbietern verlangen. Solche Beiträge könnten als ergänzende Einnahmequelle für den Mediensektor dienen.

    6.Umstrukturierung der Nachrichtenagentur Keystone-SDA

    Eine Neuorganisation der Keystone-SDA in eine Stiftung könnte Interessenkonflikte innerhalb der Eigentümerstruktur vermeiden. Derzeit sind viele Verlagshäuser sowohl Kunden als auch Eigentümer der Agentur, was in Krisenzeiten zu widersprüchlichen Zielen führen kann. Eine Stiftungslösung könnte die Unabhängigkeit der Agentur stärken und dafür sorgen, dass das Angebot auch für kleine und unabhängige Medien finanziell erschwinglich wird.

    7. Stärkung des VMZ für effektiveres Lobbying

    Um politische Veränderungen auf medienpolitischer Ebene aktiv voranzutreiben, wurde die Notwendigkeit betont, den VMZ mit mehr Ressourcen auszustatten. Eine bessere Ausstattung würde es dem VMZ ermöglichen, die Interessen unabhängiger Medien intensiver zu vertreten und gezieltes Lobbying für medienpolitische Reformen zu betreiben.

    8. Regulierung von KI-Plattformen

    Zum Schutz der Integrität journalistischer Inhalte und zur Sicherung der Arbeitsplätze wurde die Bedeutung einer umfassenden KI-Regulierung hervorgehoben. Der Einsatz von KI-Systemen in der Berichterstattung und bei der Content-Erstellung könnte die Medienbranche massiv verändern. Eine sinnvolle Regulierung soll sicherstellen, dass KI-Anwendungen ethischen Standards entsprechen und ihre Nutzung transparent gestaltet wird, um den journalistischen Qualitätsanspruch zu wahren. Zudem soll eine gerechte Regulierung dafür sorgen, dass die Nutzung von journalistischen Inhalten – besonders bei KI-Plattformen – entsprechend vergütet wird.

  • KI-Tools im journalistischen Alltag: So war der Austausch bei Google

    KI-Tools im journalistischen Alltag: So war der Austausch bei Google

    Ende September organisierte der Verband Medien mit Zukunft (VMZ) gemeinsam mit Google Schweiz einen Austausch zum Einsatz von KI-Tools im Journalismus. Expert:innen wie Susan Boos vom Schweizer Presserat und Technologie-Spezialist:innen von Liip und Google teilten ihre Erkenntnisse und gaben praxisnahe Einblicke. Dafür fanden über 30 Medienvertreter:innen den Weg in die Europaallee in Zürich.

    Susan Boos eröffnete den Nachmittag mit einer Vorstellung des Leitfadens des Presserats zur Nutzung von KI-Tools im Journalismus und berichtete dabei von problematischen sowie grenzwertigen Fällen. Sie betonte die immense Bedeutung von Transparenz gegenüber den Leser:innen beim Einsatz dieser Technologien. Zudem wies sie darauf hin, dass keine vertraulichen, persönlichen oder sensiblen Daten in KI-Programme eingegeben werden dürfen. Trotz des Einsatzes von KI-Tools müsse die journalistische Arbeitsweise dieselbe bleiben – orientiert an der Suche nach der Wahrheit und im korrekten Umgang mit Quellen, wie es auch im Leitfaden des Presserats festgehalten ist.

    Die Technologieexpert:innen Stephanie Grubenmann und Stefan Huber von der Agentur Liip erläuterten die Funktionsweise von KI-Tools und deren Potenziale im Journalismus. Sie erklärten, wie KI-Chatbots aufgebaut sind, gaben einen Überblick über kommerzielle und offene KI-Modelle und referierten über deren Einsatz in den Bereichen «Ideenfindung/Themensetzung», «Recherche», «Produktion», «Publikation» und «Interaktion». Zum Beispiel könnten sie beim Korrekturlesen oder in der Anpassung eines Textes an das Sprachniveau der Leser:innen sehr nützlich sein. Ihr Fazit zur Anwendung der Tools lautete: «Es braucht eine kritische Offenheit.» Es sei entscheidend, dass Journalist:innen sich die nötigen Kompetenzen in einem sicheren Umfeld aneignen, in dem sie Verantwortung übernehmen.

    Luisa Magdalena Fernau stellte als GNI Teaching Fellow bei Google das «Journalist Studio» vor, das eine Reihe von auf KI-Technologie basierenden Programmen für den journalistischen Alltag bietet. Dazu zählen unter anderem «Pinpoint», ein Tool zur Vereinfachung von Recherchen mit umfangreichen Datenmengen, sowie der «Fact Checking Explorer», der bei der Verifizierung von Nachrichten auf sozialen Medien unterstützt. Fernau betonte, dass die Daten je nach Bedarf geschützt werden können und viele dieser Tools kostenlos verfügbar sind.

    Der Event bei Google war der Teil der Austauschreihe «Hilfe zur Selbsthilfe», welche der VMZ gemeinsam mit We.Publish organisiert: Für Vertreter:innen unabhängiger Medien organisieren wir monatliche Veranstaltungen in Form von Remote-Inputs, Workshops oder Podien. Dabei sind es oft die Teilnehmenden selbst, die von ihrem Alltag berichten und Best-Practices-Beispiele zeigen. Die Teilnahme ist kostenlos, finanziert wird die Reihe von der Stiftung Mercator Schweiz.

  • Medienförderung: es ist fünf vor zwölf

    Medienförderung: es ist fünf vor zwölf

    Der Verband Medien mit Zukunft (VMZ) begrüsst den Ausbau der indirekten Presseförderung, sieht diese aber nicht als langfristige Lösung. Die Streichung des Beitrags an die Stiftungs- und Mitgliedschaftspresse ist bedauerlich – hier muss der Ständerat korrigieren.

    Es ist erfreulich, dass sich der Nationalrat hinter den Ausbau der indirekten Presseförderung gestellt hat. Doch eines muss nun klar werden: Nur Printmedien zu fördern, während Onlinemedien aussen vor bleiben, ist längst nicht mehr zeitgemäss.

    Tamedia schliesst ihre Druckereien und in Deutschland hat die Zeitung «taz» kürzlich die Einstellung ihrer täglichen Printpublikation bekanntgegeben. Das beweist: Eine ausschliessliche Printförderung hat keine Zukunft. Dies zeigt sich auch am Nutzungsverhalten der Leser:innen. Gemäss dem Forschungsinstitut für Öffentlichkeit und Gesellschaft der Uni Zürich bezeichnet rund die Hälfte der Schweizer:innen digitale Kanäle als ihre wichtigsten Informationsquellen.

    Eine vektorneutrale Förderung, die darauf ausgelegt ist, die Medienvielfalt zu fördern, ist dringlich. Dies spürt der VMZ bei seinen Mitgliedern: In den letzten Jahren mussten mehrere Medien Spendenaufrufe starten, um sich über Wasser zu halten. Tragischerweise mussten dennoch einige ihr Ende verkünden, so zuletzt das Kulturmagazin «Kultz» oder das Wissenschaftsmedium «Higgs».

    Darum begrüsst der VMZ ausdrücklich die Überweisung der Motion der KVF-N zur Einführung einer kanal- und geschäftsmodellunabhängigen Medienförderung. Der Verband hofft, dass auch der Ständerat diese Motion überweist und Bundesrat Rösti schnell eine entsprechende zukunftsgerichtete Journalismusförderung aufgleist. Der VMZ bedauert hingegen, dass der Betrag für die Stiftungs- und Mitgliedschaftspresse vollständig gestrichen werden soll. Davon sind mehrere unserer Mitglieder betroffen, was für sie verheerende Auswirkungen haben könnte. Hier sollte der Ständerat eine Korrektur vornehmen.

    Journalismus ist zu wichtig für unser Zusammenleben, als dass er aufs Spiel gesetzt werden darf. Ohne zukunftsträchtige politische Lösungen wird die Medienvielfalt weiter rasant abnehmen. Angesichts zunehmender Desinformation ist dies auch ein wachsendes Sicherheitsrisiko. Und nicht zuletzt ist es vor allem eine Gefahr für unsere Demokratie.

    Camille Roseau, Co-Präsidentin VMZ: «Dieser Entscheid heute kann nur ein Zwischenschritt sein. Der VMZ vertritt sowohl Print- als auch Onlinemedien. Und wir sind uns einig: Eine vektorneutrale Förderung ist längst überfällig.»

  • Event bei Google Schweiz: Künstliche Intelligenz im Journalismus

    Event bei Google Schweiz: Künstliche Intelligenz im Journalismus

    KI-Tools im Journalismus sind heikel. Sie bergen das Risiko, das Vertrauen der Leser:innen zu mindern, können aber auch wertvolle Unterstützung bieten, zum Beispiel bei Recherchen. Wie gelingt ein guter Umgang?

    Im Rahmen der Austauschreihe «Hilfe zur Selbsthilfe», die wir mit We.Publish organisieren und die von Mercator Foundation Switzerland unterstützt wird, wollen wir uns mit der Anwendung von KI-Tools im Journalismus auseinandersetzen. Am 23. September werden wir bei Google an der Europaalle zu Gast sein, wo es folgende Inputs geben wird:

    Zunächst wird Susan Boos, Präsidentin des Schweizer Presserats, die ethischen Richtlinien für den verantwortungsvollen Einsatz von KI in Medienhäusern skizzieren.

    Danach geben Dr. Stephanie Grubenmann und Stefan Huber von Liip einen praxisnahen Einblick in KI-Tools, die den journalistischen Workflow optimieren, und zeigen auf, wie Redaktionen ihre Teams auf KI vorbereiten können.

    Abschliessend wird Luisa Magdalena Fernau, GNI Teaching Fellow bei Google, das Journalist Studio vorstellen – eine Sammlung von KI-Tools für Redaktionen, die Fact-Checking, erweiterte Recherche und Datenanalysen erleichtern.

    Dazu wird es Raum für Fragen und Diskussionen geben. Der Event beginnt um 14:30 Uhr im Google-Hauptsitz an der Europaallee in Zürich.

    Die Teilnahme ist für Medienschaffende kostenlos. Wer sich dafür interessiert, darf sich gerne bei per Mail bei Kai Vogt (kai.vogt@medienmitzukunft.org) melden.

  • Podium in St. Gallen: Alltag im Kulturjournalismus

    Podium in St. Gallen: Alltag im Kulturjournalismus

    Chronischer Geldmangel, fehlender Nachwuchs und kaum noch Freischaffende, diffuse Seilschaften und Erwartungshaltungen, hohe Kompetenzanforderungen und tiefe Klickzahlen – Kulturredaktionen haben es mit diversen Herausforderungen zu tun.

    Wie gehen Kulturjournalist:innen im Alltag damit um? Welche Lösungsansätze und Initiativen gibt es? Und wie können wir voneinander lernen? In Kooperation mit dem VMZ (Verband Medien mit Zukunft) diskutieren Fachleute über Realitäten und Rezepte für einen attraktiven Kulturjournalismus.

    Wann: 21.9.24 um 16 Uhr

    Wo: Hauptpost St.Gallen, genauer Raum tbd

    Mit: Susanne Kübler (Dozentin MAZ Kulturjournalismus, Tonhalle Zürich, ehemals Tages-Anzeiger), Julia Nehmiz (Appenzeller Zeitung) und weiteren Gästen.

    Moderation: Corinne Riedener (Redaktorin Saiten und Vize-Präsidentin VMZ)

    Hier geht es zum ganzen Jubiläumsevent von Saiten.

  • Auch baba news kämpft ums Überleben

    Auch baba news kämpft ums Überleben

    Nach dem P.S. ist ein weiteres VMZ-Mitglied ins Schlittern geraten: baba news. Auf ihrem Instagram schreibt das Medium:

    «Ab dem 01. Juli 2024 werden wir bis auf unabsehbare Zeit keine neuen Inhalte produzieren. Wir werden unsere Arbeitskraft nutzen, um Member zu gewinnen und neue Partnerschaften und Finanzierungsmodelle zu erarbeiten.»

    Zudem heisst es: «Ein Grund für unsere tiefen Abozahlen (trotz hohen Engagementraten) ist auch hier, dass baba news-Leser*innen tendenziell unterprivilegiert (jung und migrantisch) sind.»

    Der VMZ hofft auf möglichst viele Spender:innen und neue Abonnent:innen. Erneut zeigt sich, wie schwierig der Erhalt eines Onlinemediums in der Medienkrise ist. Und erneut steht die Medienvielfalt auf dem Spiel.